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Berliner Kurier vom 28.07.2011: Polit-Sumpf in Zossen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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MAZ vom 27.07.2011:Eine rechtsextreme Organisation aus Südbrandenburg macht in der Region mit Schmierereien an Bahnhöfen auf sich aufmerksam

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Brandenburg: Wo das Leben ein rechtsextremer Ponyhof ist


Foto: © Waltraud Seitz  / pixelio.de

Quelle: www.Netz-gegen-nazis.de, 27.7.11

In der Gemeinde Ahrensfelde in Brandenburg sorgt seit einiger Zeit der Reiterhof Blumberg e.V. für Schlagzeilen Er wird von bekennenden Neonazis geführt. Kinder werden so unter dem Deckmantel eines schönen, entspannten Ferienlagers an die rechtsextreme Ideologie herangeführt. Doch die zuständigen Behörden und die Politik sind vor dem Problem-Reiterhof gewarnt.

Mit weiten Wiesen, grasenden Pferden und besten Angeboten für Reitsportfreunde stellt der Reiterhof Blumberg in der Gemeinde Ahrensfelde sich auf seiner Internetseite dar. Auf den ersten Blick ist von der rechtsextremen Einstellungen der Betreiber nichts zu sehen. Mittlerweile jedoch ist klar, dass der Hof junge Leute mit Rechtsextremismus in Kontakt bringt.

Reiterferien mit Hintergedanken

Auf dem Reiterhof treibt der aus dem Rockermilieu stammende Ingo Pannier Geschäfte. Pannier ist NPD-Mitglied und war Beisitzer im Brandenburgischen Landesvorstand der Partei. Außerdem ist er Mitglied des Rockerclubs “Dragsäue”, der mehrere Nazis beheimatet und das Rockermilieu mit der rechten Szene verbindet.
Pannier, der eigentlich Versicherungsmakler ist und Parteifreunden den Rundumschutz anbietet, hat auf dem Gelände des Hofes 2010 das “Märkische Familien – und Hilfswerk e.V.” gegründet, welches sich um Sachspenden für Familien, Alleinerzeihenden und Rentnern zur “Stärkung der Bürger in Politik und Gesellschaft” bemüht. Außer Pannier, sitzen noch zwei NPD-Aktivistinnen mit im Vorstand des Vereins, der vom Hof aus operiert. Mehrere andere Parteifreunde besetzen Ämter und sind dem Verein zugetan.

Werbung mit offenem Visier?

So verwundert es auch kaum, dass der Reiterhof laut Medienberichten eine Werbemail an “Kameraden und Kameradinnen” herausschickte und empfahl, diese an eben jenige weiterzuleiten. Weiter heißt es in der Mail, dass die Kinder nach der Anmeldung auch nach ihren Reitkenntnissen und ihrer “Weltanschauung” in Kleingruppen eingeteilt würden. Dort beginnt dann ein “nationales Reiten” für die “deutsche Jugend”, inklusive Nachtwanderungen und Lagerfeuerromantik.

Allerdings wirbt der Reiterhof auch um nicht-rechtes Klientel. So präsentiert er sich etwa auch auf einem harmlosen Rabattportal und wendet sich an “Junge Cowboys” und “Kids”. Hier werden Kunden kräftige Preisnachlässe angeboten, um die Reiterferien noch schmackhafter zu machen. Dass Eltern dort noch eine politisches Inklusivpaket mitbuchen, dürfte für die meisten Schnäppchenjäger im Verborgenen bleiben.

Die Kombination aus Ideologie in der Idylle ist geschickt. Kaum jemand erwartet wohl im Kontext von Tierliebe, Reitsport und unbeschwerter Urlaubszeit, dass zeitgleich völkisches Gedankengut und Nationalismus vermittelt werden, wenn er sein kleines Mädchen oder seinen kleinen Jungen auf den Reiterhof fahren lässt.

Und die breite Werbung des Reiterhofes Blumberg, die auch großflächig in der Region zu finden, zieht. Der Fernsehsender rbb fiel schon auf die Machenschaften in Brandenburg herein und berichtet zur Urlaubszeit 2010 vom Reiterhof, ohne die Verbindung zur rechten Szene zu bemerken. Der Sender hat mittlerweile allerdings kritisch über den Bauernhof Blumberg berichtet und stellte das Feriendomizil im April 2011 in der Sendung “Stilbruch” unter der Überschrift “Neues Gesicht der Neonazis” noch einmal richtig vor. Aktuell ist der Reiterhof, wie einem auf eine verdeckte Anfrage geantwortet wird, für die Sommerferien komplett ausgebucht.

Gutmenschen und Naturfreunde

Mittlerweile kennzeichnet sich der Hof auch durch eine Flagge als rechtsextrem. Seit einiger Zeit weht auf dem Reiterhof die weiß-rot-schwarze Flagge vom “Bund der freien Bauern”, die sich für ihre deutschen Produkte und das Recht der deutschen Bauern stark machen, sowie zu jeder sich bietenden Gelegenheit gegen die Polizei, die Justiz und andere “Scharlatane” wettern.

Ingo Pannier stand bereits des öfteren wegen mangelndem Tierschutz auf dem Reiterhof in der Kritik. Das hindert den NPD-Mann allerdings nicht, sich auf seiner privaten Internetseite als Aktivisten für Tierschutz zu präsentieren. So betreibt er eine “SOS-Pferdehilfe”. Hier wird kräftig gegen andere Tierschutzorganisationen gemosert und vor Geldmacherei gewarnt, die mit dem Schutz der Tiere oft einherginge. Auf der Internetseite heißt es: “Je lauter und intensiver nach Sach- oder Geldspenden, Patenschaften, Mitarbeit oder Mitgliedschaft ein Tierschutzverein bettelt um so vorsichtiger sollte man sein.” Absurderweise wirbt Pannier auf der Homepage seines Hilfswerkes jedoch genau für eben diese selbst und beweist damit die Absurdität seines Operierens.

Die eigentliche Betreiberin des Reiterhofes, Jana Michaelis, weist jegliche Verbindung zu der NPD von sich und gibt an, von den Vorgängen auf Ihrem Hof nichts zu wissen. Jedoch sind Kontaktadressen von Panniers Hilfswerk und der Urlaubsbuchung dieselbe. Auch der Brandenburgische Verfassungsschutz interessiet sich inzwischen für die Machenschaften des Bauernhofes.

Gefahr erkannt – bald gebannt?

Zahlreiche Medien haben bereits über den rechten Bauernhof aufgeklärt und berichtet. Und auch der Widerstand der Politik regt sich. So ist der Verfassungsschutz schon an dem Objekt dran und auch CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Teltow-Fläming, Danny Eichelbaum, äußerte sich zuletzt besorgt und forderte die Schließung des Reiterhofes. Er nahm die Gemeinde in die Pflicht und machte klar “die Gemeinde ist aufgefordert, schnellstmöglich zu prüfen, ob die Gewerbelizenz entzogen werden kann”. Die Gemeinde Ahrensfelde, die bekanntermaßen schon seit einiger Zeit über die Machenschaften des Hofes im Klaren ist, reagierte zuletzt auf den öffentlichen Druck und prüft dies nun.

Und auch der Landkreis Barnim versichert, alle rechtlich möglichen Schritte zu vollziehen. Die Auseinandersetzung mit dem unangenehmen Thema ist im Gange, denn im Landkreis gibt es bereits einen Gesprächskreis der Bürgermeister und betroffener Behörden. Außerdem tauschen sich die Kreisverwaltungen und Polizei regelmäßig aus. Innerhalb des Lokalen Aktionsplans arbeitet der Landkreis auch mit der Amadeu Antonio Stiftung zusammen, um sich für demokratische Kultur einzusetzen.

Allerdings sind auch Gemeinden, Landkreisen und Landtagsabgeordneten im Kampf gegen die rechte Gesinnung oftmals die Hände gebunden, solange keine konkreten Straftaten aufgedeckt werden. Alle Akteure im Bemühen gegen Rechts sind selbstverständlich fest an Gesetze gebunden und befolgen diese auch.

Es ist deshalb positiv zu vermerken, dass die Behörden den Reiterhof ganz oben auf ihrer Liste haben, gewarnt sind und somit alles in ihrer Macht stehende unternehmen, dass der Bauernhof schnellstmöglich keine Gefahr mehr für Pferdeliebhaber und junge UrlauberInnen darstellt.