Leserbrief (bei der MAZ eingereicht am 14.3.2012, jedoch unveröffentlicht): Stolper“steine“ des Anstoßes
Die Bürgerinitiative Zossen zeigt Gesicht hat bei der Stadt Zossen die Genehmigung zur Verlegung eines weiteren Stolpersteins beantragt. Er soll an den Juden Werner Robert Dalen (1879-1942) erinnern, der als Rechtsanwalt in Zossen tätig war. Seine letzten Geschäftsräume hatte er in der Berliner Straße 15. Dalen kam am 22. Januar 1942 im Ghetto Litzmannstadt (Lodz/Polen) ums Leben. Ein entsprechender Antrag an die jüngste Stadtverordnetenversammlung, eingebracht von der Fraktion SPD/Linke, führte zu Diskussionen. So unterstellte Bürgermeisterin Michaela Schreiber der BI, möglicherweise nicht umsichtig genug recherchiert zu haben, ob Werner Robert Dalen „überhaupt die Kriterien für einen Stolperstein erfülle“. Dies habe die BI mit dem unter anderem von BAZ e. V. geleiteten Projekt zur Erforschung jüdischen Lebens in Zossen abzuklären. Liebe Frau Schreiber, Kurt Liebau, der dieses Projekt angeschoben und geleitet hat, ist Mitstreiter der BI. Er war es auch, der während der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.1.12 durch Zossen geführt und die Informationstafeln an den Stolpersteinen bzw. über Werner Robert Dalen angefertigt hatte. Wären Sie oder einer Ihrer Plan-B-Fraktionsmitglieder dabei gewesen, hätten Sie alle Informationen erhalten.
Jedoch haben wir noch Fragen: Auf der Internetseite der Stadt Zossen gibt es eine ganze Seite zur „Widerständigkeit“ der Stadt gegen den Rechtsextremismus. Abgesehen davon, dass man das Wort Widerständigkeit im Duden, also dem Regelwerk der deutschen Rechtsschreibung, vergeblich sucht, gibt es auch Anmerkungen zur Verlegung der ersten Stolpersteine in Zossen. Peinlich ist nur, dass die Verwaltung nicht einmal weiß, wo sie verlegt sind. Denn zu lesen ist, dass sie in der Berliner Straße 3 (Post) und am Marktplatz 19 (Fotodienst) an jüdische Mitbürger erinnern. Trotz mehrfacher Hinweise der BI an den Pressesprecher und an die Verwaltung, dass die Angaben falsch sind, die Steine in der Berliner Straße 11 und am Marktplatz 16 verlegt sind, wurde dies bis jetzt ignoriert. Besonders peinlich erscheint dies im Zusammenhang mit einem Artikel in einer bunten Boulevard-Frauenzeitung, der Ende des Jahres erschien und in dem die Bürgermeisterin damit zitiert wird, dass sie die Verlegung der Stolpersteine „erstritten“ habe. Die Stolpersteine gibt es dank der Initiative von Kurt Liebau und weiteren Projektmitarbeitern, darunter Schüler der Gesamtschule in Dabendorf und Jugendliche des Jugendvereins Leo. Die Stadt hatte die Genehmigung zu erteilen, da die Steine auf städtischem/öffentlichen Gebiet verlegt sind. Dem Antrag für den neuen Stolperstein für Werner Robert Dalen ist in letzten SVV, bei der ich selbst auch zugegen war, einstimmig stattgegeben worden.
16.03.2012 MAZ – Über falsche Internetangaben gestolpert, Fred Hasselmann
Petra Reinhard, Mitglied der BI „Zossen zeigt Gesicht“