Höhepunkte in 2010

Ein  Höhepunkt im Jahre 2010 war das 34. Akademiegespräch „Brennpunkt-Zossen – Demokratie verteidigen“. Auf der Internetseite der Akademie wurde ein Mitschnitt der Veranstaltung veröffentlicht:

http://www.adk.de/de/aktuell/forum_dokumentationen/forum_34.Akadgespr.html

Nachfolgend finden Sie persönliche Jahresrückblicke:

Petty Reinhard:

Als ich am 22. Januar 2010 vor dem brennenden Haus der Demokratie stand wurde mir klar, dass ich nicht mehr nur Zuschauer sein will. Bis dato wusste ich von der Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“, hatte jedoch nie aktiv mitgearbeitet. Ich bin überzeugt, dass jeder Verantwortung übernehmen muss, damit unser Land nicht wieder in falsche Hände gerät. Auch Passivität ist eine Form von Reaktion, ein stilles Zustimmen dessen, was vor sich geht. Die gemeinsamen Projekte haben meine rebellischen Wurzeln gegen Ungerechtigkeit und menschenverachtende Handlungen wieder aktiviert, die lange unter einer Decke von Bequemlichkeit und Hilflosigkeit vergraben waren. Heute weiß ich, durch ein offenes, ehrliches Miteinander entsteht eine starke Synergie, die viel bewegen kann. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Jörg Wanke:

Für mich war das Jahr 2010 ein sehr widersprüchliches. Poltische Erfolge und Misserfolge wechselten schnell einander ab, es gab kaum eine Atempause.

Der größte Erfolg des Jahres war, dass es gelungen ist, die Bürgerinitative nicht nur am Leben zu erhalten, sondern weiter zu stärken. Wir sind zu einer Gemeinschaft geworden, die weiter aktiv agiert und die aus Zossen momentan nicht mehr wegzudenken ist.  Immerhin ist es uns gelungen zu verhindern, dass die Nazis ihre Aufmärsche in Zossen weiter fortsetzen konnten (2010 fand keine einzige Mahnwache oder dergleichen auf dem Markplatz statt, in 2009 waren es noch fünf oder sechs) und auch ihre Aktivitäten in der Öffentlichkeit gingen stark zurück.

Leider gab es auch eine Reihe von Misserfolgen. Zum  einen der Brand des Hauses der Demokratie – ein von Nazis gezielt organisierter Brandanschlag und nicht wie die MAZ (Hasselmann) vor wenigen Tagen schrieb, eine dummer Streich eines Einzelnen – und zum anderen die „Ausübung“ des Vorkaufsrechtes durch Bürgermeisterin Schreiber für das neue bereits im Wiederaufbau befindliche Haus . Letzteres war ein herber Rückschlag für die Fortsetzung unseres wichtigsten Projektes und als solchen werden es unsere politischen Gegner feiern. Für mich war das deshalb ein harter Schlag, weil damit offenbar wurde, dass die Bürgermeisterin entgegen iherer eigenen Aussagen die Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus doch als kommunalpoltisches Konfliktfeld  sieht und an einer Zusammenarbeit mit den Bürgern, die sich gegen Rechtsradikalismus engagieren, weiterhin nicht interessiert ist. In ihrem Beitrag „Bürgermeisterin gegen Rechtextremismus“ (!!!) auf der Internetseite der Stadt heißt es noch: „Lokalpolitischen Streit auf dieses Themenfeld (gemeint ist der Rechtsextremismus)  zu übertragen, tut dem Thema nicht gut und tut der Demokratie nicht gut. Es kann dabei nur einen Gewinner geben, den wir alle nicht wollen.“  Offensichtlich hat sie das schon wenige Monate später vergessen, als sie sich in den Konflikt mit dem Landkreis begab und das Vorkaufrecht für das über Zossens Grenzen weit hinaus zum Symbol gewordenen Haus der Demokratie Zossen ausübte und das Projekt damit vorerst beendete. Wer ist hier nun der Gewinner?

Beindruckt hat mich aber auch die große Unterstützung die wir als Bürgerinitiative von verschiedener Seite erhalten haben. Gern denke ich an unser Frühlingsfest (800 Besucher!), die Veranstaltung in der Akademie der Künste Berlin und an die zahlreichen Auszeichnungsveranstaltungen zurück. Gefreut  hat  mich die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis und dem Landrat Peer Giesecke bei dem Wiederaufbau des Hauses der Demokratie.  Das Projekt für die Fischerstr. 26 wurde auf gleicher Augenhöhe entwickelt, war auf einem guten Weg! Aber auch das Netzwerk für Demokratie des Landkreises Teltow Fläming hat uns immer wieder gezeigt, dass wir mit unserem Kampf gegen den Rechtsextremismus in der Region längst nicht allein stehen.

Das Jahr 2011 beginnt gleich mit vielen Aktivitäten. So werden wir am 27.1.2011 auf dem Markplatz von Zossen an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Ereignisse des Jahres 2010 erinnern. Im Februar fahren wir nach Dresden. Ich freue mich darauf, als Teil der Bürgerinitiative Zossen zeigt Gesicht weiter aktiv zu werden!

Carsten Preuß:

“Mit dem Brand des Hauses der Demokratie im Januar begann das Jahr 2010 mit einem Tiefpunkt. Doch die Reaktionen der BI Zossen zeigt Gesicht zählen zu den Höhepunkten des Jahres 2010.

Die BI hat gezeigt, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Sie hat erneut die Ärmel hochgekrempelt und mit der Herrichtung eines neuen Objektes begonnen. Nun zum Jahresende musste die BI bzw. der Verein HdD erneut erleben, wie Ihr auch das zweite Objekt genommen wurde. Diesmal durch verwaltungsrechtliche Mittel. Die BI geriet zwischen die Mühlsteine der Stadt- und Kreispolitik. Und auch jetzt lassen sich die BI und der Verein HdD nicht unterkriegen. Für Ihre Arbeit erhielt die BI 2010 auch einige Auszeichnungen, wie den Preis für Demokratie und Toleranz. Viel Kraft wünsche ich der BI und dem Verein HdD auch für 2011.

Auch das zunehmende Engagement vieler Zossener Bürgerinnen und Bürger zählt zu den Höhepunkten 2010. Beispielsweise sammelte die BI Zossen zeigt Gesicht mehrere tausend Unterschriften für eine Petition gegen die Schließung der Polizeiwache Zossen, die an den Petitionsausschuss des Landtages übergeben wurde. Dem Engagement vieler Akteure, allen voran Christoph Schulze, ist es zu verdanken, dass die Fußgängerbrücke über die Bahnschienen in Dabendorf saniert wurde. Damit wird die Sicherheit des Schulweges erheblich verbessert. Zur Frage der künftigen Bahnquerung in Dabendorf haben die „BI für eine innerörtliche Bahnquerung“ und die Fraktion SPD/LINKE/VUB erreicht, dass erstmals in Zossen eine Bürgerbefragung durchgeführt werden soll.

In Kallinchen engagieren sich viele Einwohner für den Erhalt des Waldes zwischen Kallinchen, Wünsdorf und Töpchin und wehren sich gegen die Pläne, dort einen Windpark zu bauen.

Viele Eltern setzen sich dafür ein, dass die Instandsetzung der Schulen nicht weiter vernachlässigt wird. In Glienick wurde nun auch mit der Sanierung der Schule begonnen. An anderen Schulen gibt es leider noch immer immensen Sanierungsbedarf. Das trifft leider auch auf einige Kitas zu.

Ehrenamtliches Engagement hat auch den Kraut und Rübenmarkt fest in Zossen verankert. Eventuell wird er bereits im nächsten Jahr das 50. Mal stattfinden. Auch das kontinuierliche Engagement der Sportvereine und der Feuerwehren gerade in der Kinder und Jugendarbeit und das Engagement von Heimatvereinen zählen zu den Höhepunkten 2010.

Auch das „Fest der Vereine“ ist in Zossen durch ehrenamtliches Engagement seit sieben Jahren fest verankert. Die Mitglieder des Festkomitees wurden für ihre ehrenamtliche Tätigkeit durch den Landkreis Teltow-Fläming ausgezeichnet. Herausragend war auch, das dass Bundesverdienstkreuz nach Zossen kam. Frau Dr. Gisela Deckert aus Kallinchen erhielt es für ihre jahrzehntelange Arbeit als Naturschützerin in Brandenburg.

Für mich persönlich war auch die Bundestagspetition gegen die weitere Gewässerprivatisierung ein Höhepunkt 2010. Insgesamt konnten über 110.000 Unterschriften an den Petitionsausschuss übergeben werden. Viele Unterschriften kamen auch aus Zossen und Umgebung. Damit handelt es sich um eine der erfolgreichsten Petitionen in der Geschichte der Bundesrepublik”

Hillu Preuß:

“Mein persönliches Highlight im Leben der BI war die Veranstaltung am 27.01.2010 zum Holocaust-Gedenktag auf dem Zossener Marktplatz. Die Solidarität der Leute, die sich mit uns gegen den Ungeist der Nazis an dem Tag gestellt haben, hat mich sehr berührt und lässt mich hoffen.

Der Brand des Hauses der Demokratie und die unerträglichen Hasstiraden bestimmter undemokratischer Gruppierungen waren und sind für mich die Tiefpunkte im Zusammenleben in dieser Stadt.”

Heidi Borchert:

"Die Erschütterung darüber, dass Rechtsextreme, die mitten unter uns
leben, in unserer Stadt ein Haus mit dem Namen Haus der Demokratie
einfach abgefackelt haben und bis heute ungeschoren davon gekommen sind,
lässt sich nicht in Worte kleiden und ist mir immer präsent.
Erschütternd ist auch, dass es unter uns in Zossen Menschen gibt, die
diese Tat öffentlich immer noch als einen dummen Jungenstreich
herunterspielen.
Zuversichtlich und mutig macht mich (immer noch), dass wir als BI auf
eine große bundesweite Fürsprache und Unterstützung gestoßen sind. Dafür
bedanke ich mich. Und meinen Mitstreitern danke ich dafür, dass wir uns
trotz unterschiedlicher Ansichten und Diskrepanzen in vielen Dingen
immer aufeinander verlassen können und zusammenhalten!"