Abschluss „Zossen erinnert an 1933 und die Folgen“

Georg-Heinrich von Eichborn – Freier Journalist – Zossen, den 9.11.2013

 

-Ich bin dankbar, dass wir dieses gemeinsame Vorhaben „Zossen erinnert an 1933 und die Folgen“ unter dem Dach der Kirche beginnen konnten und es heute hier würdig abschließen können-

 

Ich erinnere mich an eine alte Karikatur in der Süddeutschen Zeitung: Deutsche Spitzenpolitiker als Straßenfeger im Herbstlaub. Jeder auf seinen Besen gestützt. Und die Unterzeile: „Es gibt viel zu tun – warten wir es ab“.

Auch in Zossen gibt es gesellschaftspolitisch viel zu tun. Abwarten bietet selten eine Lösung – Anpacken schon eher.

Ich danke Frau Furian und Frau Schreiber für ihre Initiative zu Gesprächen im Frühjahr des vergangenen Jahres, die schließlich das Projekt „Zossen erinnert…“ möglich gemacht haben. Dazu war ein Grundverständnis der Demokraten in der Stadt Voraussetzung.

Wir wollten uns vor dem Hintergrund unserer jüngeren Geschichte gemeinsam einsetzen für Demokratie und Toleranz, Wege aufzeigen aus der „deutschen Angst“, aus der Xenophobie, der Furcht vor Neuem und Fremdem.

 

Wie bitter nötig dieses Grundverständnis der Demokraten ist, wird uns in diesen Tagen schon wieder vorgeführt. „Nie wieder“ müssen wir denen zurufen, die „schon wieder“ mit Fackeln marschieren – und denen, die wieder gedankenlos mitlaufen – gegen die Unterbringung von Flüchtlingen. Und das in Deutschland!

 

Welch eine Schande für uns und die Nachgeborenen der Millionen Flüchtlinge und Verjagten des 2. Weltkrieges. Ich bin dankbar, dass sich jetzt wieder viele Menschen gegen die Fremdenfeindlichkeit engagieren. Wir müssten doch wissen, wie entscheidend es für traumatisierte Menschen ist, dass sie freundlich und unter menschenwürdigen Bedingungen Aufnahme finden und wieder Vertrauen entwickeln können.

Uns wird oft vorgehalten, dass wir mit diesen Positionen im Gestrigen verhaftet seien. Aber ich habe Hoffnung: Als Pars pro Toto erwähne ich das vorjährige Schulprojekt in Glienick zu Anne Frank und ihrem Tagebuch – mit der anrührenden Ausstellung in der kleinen Galerie, die heute beendet wurde.

 

Nicht verhaftet im Gestrigen! Nein, es bleibt unsere Aufgabe, der wir uns nicht entziehen dürfen, die Jugend mit dem deutschen Kulturverfall des 20.Jahrhunderts, mit dem Tiefpunkt der jüngeren deutschen Geschichte zu befassen.

Ich wünsche mir, dass diese Ausstellung in ihrer Schlichtheit und Bescheidenheit auf Dauer einen würdigen Platz findet und viele Menschen ansprechen kann.

Nie wieder. Auch unsere Kinder und Enkel müssen wachsam bleiben!