Neonazi-Archetypen in Sozialen Netzwerken (4): Islamhasser/innen


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Quelle: www.netz-gegen-nazis.de
Welche Archetypen von Nazis sind in Sozialen Netzwerken aktiv? Wie nennen sie sich, was finden sie gut und wie versuchen sie, andere Leute anzusprechen? Heute: Islamhasser/innen.
Im Sommer 2011 verübte Anders Behring Breivik Anschläge in Norwegen, bei denen 77 Menschen starben. Sein Tatmotiv war der Hass auf eine multikulturelle Gesellschaft und den Islam, der in seinen Wahnvorstellungen Europa zu übernehmen drohte. Die Grundannahmen von Breiviks Gedankenwelt teilen viele. Unter dem Banner von rechtspopulistischen Parteien, wie „Die Freiheit“ oder den „Pro“-Bewegungen, versammeln sich jene, die den Islam als die Gefahr für Europa wahrnehmen, die mit allen Mitteln abwehrt werden müsse. Neben dem Islam wird die multikulturelle Gesellschaft abgelehnt und ebenso die Grünen, die man für die jetzige Gesellschaft verantwortlich macht.

Beliebte islamfeindliche Karikatur, ursprünglich von dem Blog “Politically Incorrect
Ein weißes, christliches Europa ist das Ideal dieser Bewegung. Ihre Vordenker/innen schreiben auf Blogs ihre Gedanken nieder, die dann auf Seiten wie „Politically Incorrect“ zusammengetragen und verlinkt werden. Vermeintlich bewiesen wird die rassistische Weltsicht mit täglichen Horrormeldungen über „schlechte“ Migrant/innen und/oder Muslim/innen. Rassistische Aussagen und Zuschreibungen sind dabei die Regel. Die Quellen sind oft rechtspopulistisch bis rechtsextrem.
Die „islamkritische“ Bewegung ist keine geschlossene Gruppe und die Vorbehalte gegenüber dem Islam und den Muslim/innen sind in der Gesellschaft stark verbreitet. Entsprechend akzeptiert und verbreitet ist das Thema auch im Internet. Neben populären Internetseiten wie „Politically Incorrect“ (im Sommer 2011 auf Platz 28 der deutschsprachigen Blog-Charts) gibt es in den Sozialen Netzwerken zahlreiche entsprechende Gruppen mit Namen wie „Islamisierung – nein danke“, „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, „Schluss mit dem Multikulti-Wahn“. Sie dienen als eine Art Nachrichtenstream, in welchem die Nutzer/innen stetig die neusten Meldungen zur imaginierten Revolution des Islams in Europa oder dem Zerfall der europäischen Kultur sammeln. In Kommentaren bestätigt man sich gegenseitig, wie schlimm die Lage sei und wie verkommen Gesellschaft und Regierung sind.
Rechtsextreme Parteien werden, trotz des immanenten Rassismus, abgelehnt und stattdessen rechtspopulistische Gruppierungen bevorzugt. Das Weltbild ist eurozentristisch und rückwärtsgewand-konservativ. Fremden Nutzer/innen gegenüber ist man aufgeschlossen, sofern sie eine Affinität zur „islamkritischen“ Bewegung aufweisen. Ist der erste Schritt in die digitale Welt der Islamhasser/innen getan, geht es auf einmal ganz schnell: In die entsprechenden Facebook-Gruppen mit Namen wie „Besseres Europa“, „Konservative Stimme“ oder „Türkei nicht in die EU“ wird man ebenso ungefragt eingeladen wie man auch sonst Freundschaftsanfragen bekommt. (jb)