Rechtsextremistische Straftaten in Zossen – Jahresrückblick 2012
Immer wieder wird von Teilen der Zossener Stadtpolitik darauf verwiesen, dass in der Stadt Zossen das Rechtsextremismusproblem nicht größer ist als anderswo in Deutschland oder Brandenburg. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Vor allem dann, wenn man davon ausgeht, dass das Rechtsextremismusproblem nicht nur aus den von Nazis und ihren Anhängern verübten Straftaten besteht. Aber selbst eine Beschränkung darauf ergibt schon eine erschreckende Bilanz.
In der folgenden Übersicht können natürlich nur die uns bekannt gewordenen Ereignisse aufgeführt werden. Neben den Straftaten wird auch auf die im Jahr 2012 geführten Prozesse gegen Nazis verwiesen.
17.2.2012 Prozess gegen Christoph S. aus Zossen wegen der Störung der Holocaust- Gedenkveranstaltung am 27.1.2010 in Zossen. Der Beschuldigte kommt direkt aus der JVA. Hier verbüßt er eine mehrmonatige Haftstrafe wegen anderer Straftaten.
Juli 2012 Im Stadtpark Zossen wurden mehr als 15 Hakenkreuze auf den Gedenkstein der Opfer des Nationalsozialismus, die Brücke und Flaschencontainer geschmiert.
3.08.2012 Vor dem Landgericht Potsdam wird die mehrjährige Haftstrafe gegen Daniel T. bestätigt. Er hatte u.a. Jugendliche zu dem Brandanschlag auf das Haus der Demokratie im Jahre 2010 angestiftet.
5.10.2012 Anschlag auf ein Privathaus in Zossen. Das LKA ermittelt wegen einem rechtsextremistischen Hintergrund.
In der gleichen Nacht (4.10./5.10.) werden im Stadtpark Zossen wieder mehr als 10 Hakenkreuze und rechte Parolen geschmiert. Wieder ist der Gedenkstein im Stadtpark beschmiert.
7.10.2012 Wieder ein Anschlag auf ein anderes Privathaus in Zossen. Das LKA sieht hier einen direkten Zusammenhang zu den Ereignissen an den Vortagen.
8.10.2012 Der Stolperstein in der Berliner Str. wird u.a. durch Farbschmierereien geschändet.
Okt. 2012 Zum wiederholten Male werden in Zossen lebende Ausländer fremdenfeindlich beschimpft und körperlich misshandelt. Die Übergriffe auf Ausländer sind eine neue Stufe der Gewalt in Zossen.
Wir hoffen, dass alle Straftaten schnellstmöglich aufgeklärt werden.
PM des Vereins Haus der Demokratie Zossen
Der Verein Haus der Demokratie e.V. ist besorgt über die Diffamierung von Bürgern der Stadt Zossen, die von Plan B Abgeordneten in der öffentlichen Sitzung der SVV am 12.12.2012 betrieben wurde. Deshalb fordert der Verein den Abgeordneten Hummer auf, sein Mandat niederzulegen und sich für die Äußerung, dass in der BI Zossen zeigt Gesicht ein „Hassprediger“ mitarbeitet, „der Lügen in der Öffentlichkeit verbreitet“, zu entschuldigen. Wir fordern gleichzeitig den Abgeordneten Käthe auf, Beweise für seine Behauptung vorzulegen, dass „es die letzten Schmierereien im Stadtpark gar nicht gegeben hätte und die BI immer „die gleichen Fotos von Glascontainern mit Hakenkreuzschmiereien verbreiten“ würde.
Diese Verharmlosung von Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund ist nicht hinnehmbar. Angesichts dieser Äußerungen relativieren sich die ersten beiden Absätze in der Presseerklärung der SVV vom 12.12.2012, dass die SVV rechtsradikalen Übergriffe bedauert. Bis heute hat weder die Bürgermeisterin noch die SVV die Schändung von Stolpersteinen, wie sie am 07. Oktober 2012 geschehen ist, verurteilt. Nicht die rechtsradikalen Täter sind aus Sicht einer Mehrheit der SVV schuld, sondern die Medien, die über diese Vorgänge berichten. In der Presseerklärung der SVV vom 12.12.2012, die mit nicht belegten Zitaten und fragwürdigen Zusammenhängen arbeitet, wird über eine „haltlose Verunglimpfung“ Zossens gesprochen. Es scheint den Abgeordneten, die der Presserklärung zugestimmt haben, entgangen zu sein, dass Medien Ereignisse nicht erfinden, sondern über Ereignisse, die stattgefunden haben, berichten. Allerdings – und das scheint den Unwillen von Michaela Schreiber und einigen Abgeordneten hervorzurufen – unabhängig und überparteilich. Wir verurteilen den Angriff auf die Pressefreiheit, die diese Presseerklärung darstellt, entschieden. Was man von einer freien Presse hält, hat der Abgeordnete Kühnapfel auf den Punkt gebracht, indem er in der SVV von „Schmierenpresse“ sprach.
Michaela Schreiber wird mit dieser Presseerklärung versuchen, fortan gegen jede in ihren Augen missliebige Äußerung juristisch vorzugehen. Betroffen sind diejenigen, die es sich erlauben, künftig eine andere Meinung zu haben.
Treten wir Bürger der Stadt dem Demokratieabbau entgegen. Lassen wir es uns nicht gefallen, dass sich dreist über den Bürgerwillen hinweggesetzt wird, sei es bei der Nordumfahrung in Dabendorf, sei es bei der Schießanlage Wünsdorf, oder beim Vereinshaus in Zossen und der Verspargelung der Landschaft in Kallinchen oder Schünow. Fordern wir weiterhin eine kritische und nicht rathausfromme Berichterstattung von der Zossener Rundschau. Würde diese ihrer kritischen Aufgabe vor Ort gerecht werden, müssten die überregionalen Medien nicht über Zossen berichten.
Schlechte Nachrichten kommen von schlechten Zuständen. Es wird Zeit, dass diese Erkenntnis im Rathaus ankommt. Auch wenn es der Listenvereinigung Plan B, die ihre Internetseite hanebüchenen Verschwörungstheorien öffnet, scheinbar nicht bewusst ist. Es wird Zeit für einen kulturvollen Umgang in unserer Stadt. Treten wir weiterhin für ein liebenswertes und tolerantes Zossen ein.
Aus Verantwortung rufen wir der Bürgermeisterin und Plan B zu: kehrt um, spaltet die Gemeinde nicht, sucht den Dialog, stärkt die Demokratie.
PM: Stolperstein für Werner Robert Dalen
Am Freitag, 30. November, um 11 Uhr wird der Kölner Bildhauer Gunter Demnig in der Zossener Stubenrauchstraße 4 einen Stolperstein für Werner Robert Dalen verlegen.
Werner Robert Dalen wurde am 10. Juni 1879 in Bromberg (Bydgoszcz/Polen) geboren. Seine Eltern waren Gertrud und Robert Davidson, der sich ab 1904 in Dalen umbenannte. Der Vater war preußischer Oberpräsidialrat beim Oberpräsidium Magdeburg. Das Ehepaar hatte vier Söhne. Die vier Söhne waren Werner Robert, Friedrich (Fritz), Kurd und Max Anselm Ernst. Letzterer kam im Ersten Weltkrieg ums Leben.
Werner Robert Dalen arbeitete als Notar und Rechtsanwalt in Zossen. Die Löschung seiner Anwaltszulassung, mit der der Verzicht auf das Notariat verbunden war, erfolgte 1934. Dalen verließ Zossen Ende 1939 in Richtung Berlin. Eine Postzustellungsurkunde vom 2.11.1939 ist noch an Werner Dalen in der Stubenrauchstraße 4 in Zossen adressiert.
Am 27./29. Oktober 1941 wurde Dalen von Berlin ins Ghetto Litzmannstadt (Lodz/Polen) deportiert. Dort kam er am 22. Januar 1942 ums Leben.
Werner Dalen wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus der Mitte der bürgerlichen, christlich-konservativen Gesellschaftskreise in Zossen durch die „Rassegesetze“ schlagartig und willkürlich herausgerissen und umgebracht.
Ebenfalls am 30. November werden in Berlin Stolpersteine für Werner Robert Dalens Brüder Kurd und Fritz verlegt.
Dieser mittlerweile siebte Stolperstein in Zossen, der an Opfer der NS-Zeit erinnert, ist eine gemeinsame Initiative der Bürgerinitiative Zossen zeigt Gesicht sowie der Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung SPD/Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Für die Recherche konnten wir auf Erkenntnisse zurückgreifen, die das Projekt “Spurensuche. Jüdisches Leben in Zossen 1925 – 1945″ erbracht hat. Das Projekt wurde 2006 unter der Trägerschaft des Jugendfreizeitklubs Leo e.V. und in Zusammenarbeit mit dem BAZ e. V. und der Gesamtschule „Geschwister Scholl“ Dabendorf abgeschlossen. Die seinerzeit entstandene Dauerausstellung über jüdisches Leben in Zossen ist mit dem Brand des Hauses der Demokratie im Januar 2010 zerstört worden.